Nepal: EmpowHER - Starke Frauen, starke Gemeinschaften
Hintergrund und Projektumfeld
Nepal ist als ehemaliges Königreich bekannt für seine kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt. Neben den reichen Traditionen und Bräuchen besteht jedoch auch eine relativ starre Gesellschaftsordnung, die gewisse Menschen benachteiligt und ausgrenzt. Insbesondere Frauen sind häufig davon betroffen, denn einige der Traditionen widersprechen den Frauenrechten, wie beispielsweise Diskriminierungen während der Menstruation oder arrangierte Kinderehen. Mädchen erhalten zudem oftmals schlechtere Bildungsmöglichkeiten als Jungs und können weniger am öffentlichen Leben teilnehmen. Über Generationen ist so ein Kreislauf der Diskriminierung von Frauen entstanden.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, erhalten junge Nepalesinnen im Horyzon-Projekt Unterstützung. Sie werden in ihrer Rolle sowie im Selbstbewusstsein gestärkt. Die Teilnehmerinnen können sich in fünftägigen Kursen weiterbilden, zum Beispiel in den Bereichen Gleichstellung, Familienplanung, Finanzen oder Frauenrechte. Danach geben sie ihr Wissen an andere Frauen in ihrer Nachbarschaft weiter. Die Kursteilnehmerinnen fungieren so als Multiplikatorinnen und Ansprechpersonen, die anderen Frauen bei Fragen und Problemen im Leben zuhören und weiterhelfen können. In regelmässigen, von Mentorinnen begleiteten Gruppentreffen, können sich die Frauen untereinander austauschen und voneinander lernen. Zudem werden halbtägige Workshops zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen für Menschen jeden Geschlechts und Alters angeboten.
Das Projekt erreicht Frauen in verschiedenen Generationen und Lebenssituationen. Sie können sich in den Kursen Wissen aneignen und dieses anschliessend an andere Frauen in ihrem Umfeld weitergeben. So ist es längerfristig möglich, dass diskriminierende Verhaltensweisen in der Gesellschaft geändert und Frauen in Nepal in ihren Rechten gestärkt werden.
Standort
Aktivitäten & Wirkung
Projektteil 1: Ausbildung junger Frauen zu Gruppenleiterinnen
Aktivitäten (Activities)
- Jährlich werden 50 junge Frauen in einem fünftägigen Workshop in den Bereichen Geschlechtergleichstellung, Menschenrechte, Familienplanung und Prävention sexueller und geschlechterbasierter Gewalt geschult und zu Gruppenleiterinnen ausgebildet.
- An Evaluations-Workshops wird die Wirkung der Ausbildungseinheiten überprüft und Feedbacks von den 50 Ge-schulten entgegengenommen.
Erwartetes Resultat für 2024 (Output)
- Als Leiterinnen führen die jungen Frauen Kurse zu Frauenrechten und Geschlechtergleichheit sowie Sensibilisierungsaktivitäten für andere Frauen durch.
Langfristiges Resultat (Outcome)
- Frauen sind über ihre Rechte aufgeklärt und trauen sich, diskriminierende kulturelle Normen und Traditionen in Frage zu stellen.
Projektteil 2: Frauengruppen als sicherer Ort
Aktivitäten (Activities)
- Durchführung von «Safe Spaces» für 50 junge Frauen, wo sie sich im geschützten Rahmen über persönliche Themen bezüglich ihres Frauseins austauschen und Frauengruppen bilden. Leiterinnen (siehe Projektteil 1 «Ausbildung junger Frauen zu Führungspersönlichkeiten») begleiten die Frauengruppen und klären diese über ihre Rechte auf.
- 180 Frauen werden in zwei- bis dreitägigen Workshops über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte aufgeklärt und stärken ihr Selbstbewusstsein.
- 25 junge Frauen werden in Workshops geschult, um anschliessend selbst beratend wirken zu können.
Erwartete Resultate für 2024 (Outputs)
- Die erreichten Frauen haben ihr Wissen über sexuelle und reproduktive Rechte vertieft und wissen, wo sie weiter-führende Informationen und Unterstützung erhalten können.
- Die jungen Frauen werden befähigt, Beraterinnen- und Führungspositionen einzunehmen.
Langfristiges Resultat (Outcome)
- Frauengruppen werden für den Erfahrungsaustausch genutzt und schaffen ein kollektives Bewusstsein für Frauenrechte.
Projektteil 3: Stärkung der Frauenrolle über die Generationen hinweg
Aktivitäten (Activities)
- 150 junge Frauen, ältere Menschen und (junge) Männer nehmen an Austausch-Treffen teil, an denen aktuelle gesellschaftliche Themen generationenübergreifend diskutiert werden.
Erwartetes Resultat für 2024 (Output)
- Junge Frauen sind in der Lage zu reproduktiven Rechten und Gesundheit zu diskutieren.
Langfristiges Resultat (Outcome)
- Durch den generationenübergreifenden Austausch zu relevanten Frauenthemen wird das kollektive Aufbrechen von diskriminierenden Normen und Traditionen möglich.
Bildergalerie
Resultate 2023
Projektteil 1: Junge Frauen werden zu Leaderinnen ausgebildet
- 59 junge Frauen (50 geplant) durchliefen die fünftägigen Workshops und erlangten Wissen zu Themen wie Stressbewältigung, Gleichberechtigung, häusliche Gewalt, Frauen in Führungspositionen, Menschenrechte, Rechte im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und wirtschaftliches Empowerment von Frauen. Es wurde auch an Auftrittskompetenzen gearbeitet und das Selbstbewusstsein der jungen Frauen so gestärkt, sodass sie sich zutrauen, die erlernten Themen vor einer Gruppe zu vertreten. Zudem erhielten die Teilnehmerinnen eine Schulung in Mentoring.
- 15 der 59 Frauen vertieften sich in eines der Themen und führten an weiteren Workshops des Projekts selbst Schulungen durch oder leiteten die Teilnehmen-den durch interaktive Austauschtreffen. Dass diese Zahl nur bei 15 lag, ist vor allem den zeitlichen Ressourcen geschuldet; aufgrund des ökonomischen Drucks, mussten die bezahlte Arbeiten in der Regel priorisiert werden. Jedoch haben sich alle 59 Teilnehmerinnen der Workshops zu den behandelten Themen und den damit verbundenen Normen (beispielsweise häusliche Gewalt oder Rechte von Frauen insbesondere nach ihrer Heirat) ausgesprochen und Selbstvertrauen gewonnen, sich vor Gruppen zu den Themen zu äussern.
Projektteil 2: Frauengruppen als sicherer Ort
- 76 Mädchen, junge Frauen, aber auch Männer nahmen an den fünf sogenannten Safe Space-Treffen im vergangenen Jahr teil (50 geplant). Davon waren 36 Mädchen oder junge Frauen. Die Teilnahme von Männern war ursprünglich nicht angedacht. Die Männer und Jungen begleiteten ihre Schwestern und Töchter zu den Veranstaltungen und das Projekt hiess sie willkommen, um das Vertrauen in die Veranstaltungen zu stärken. Ab 2024 wird angestrebt, dass die Safe Space-Veranstaltungen ohne die Beteiligung von Männern stattfinden. Rund sieben Frauen aus den Leaderinnen-Schulungen (siehe Projektteil «Junge Frauen werden zu Leaderinnen ausgebildet») leiteten die fünf durchgeführten Safe Space-Veranstaltungen.
- In drei Gemeinden wurden drei dreitägige Workshops durchgeführt. Wegen grossem Interesse haben an den Veranstaltungen insgesamt 104 Teilnehmerinnen (90 geplant). Die Frauen vertieften ihr Wissen zu ihren Rechten. Jede Teilnehmerin teilte ihr neues Wissen mit mindestens fünf Angehörigen.
- Bei der Abschlusszeremonie der Workshops stellten sich die jungen Frauen vor die Gruppe und erläutern, was sie gelernt hatten. Dabei zeigte sich, dass sie nicht nur neues Wissen erlangt haben, sondern auch Fähigkeiten darin, über sensible Themen wie sexuelle und reproduktive Rechte vor einer Gruppe zu sprechen. Die Workshops stärkten zudem das Gruppengefüge der Teilnehme-rinnen. Sie erlangen nicht nur Wissen zu den ihnen zustehenden Rechten, sondern auch dazu, wie sie sich dafür stark machen können.
Projektteil 3: Brücken schlagen zwischen den Generationen
- In sechs Gemeinden wurden jeweils sechs halbtätige und interaktive Workshops durchgeführt. Gesamthaft nahmen 163 Personen an diesen Workshops teil, wovon 128 Frauen waren. Im Vorfeld wurde mithilfe der lokalen Autoritäten festgestellt, welche Themen vor Ort von besonderer Bedeutung sind. Wenn beispielsweise mentale Probleme und eine hohe Suizidrate als schwerwiegend identifiziert wurde, organisierte die lokale Partnerorganisation Inputs zu Stressmanagement, mentaler Gesundheit, Beratungsangeboten oder zu Ursachen und Formen von häuslicher Gewalt. Für solche thematischen Inputs wurden Spezialist:innen aus dem jeweiligen Fachgebiet eingeladen. Die Workshops wurden ergänzt durch Inputs von Absolventinnen des Leaderinnen-Workshops (siehe Projektteil «Junge Frauen werden zu Leaderinnen ausgebildet»). Sie vermittelten an den generationenübergreifenden Workshops erlerntes Wissen.
- In der nepalesischen Gesellschaft wird den älteren Menschen besonders viel Respekt entgegengebracht. In den generationenübergreifenden Workshops konnten ältere Menschen ihr umfangreiches Wissen mit den jungen Frauen teilen, während die jungen Frauen die älteren Generationen für ihre Belange sensibilisieren konnten. Dadurch konnten teils tabuisierte Themen geschlechter- und generationenübergreifend diskutiert werden, womit zum Abbau des Tabus beigetragen werden konnte.