Uganda: "Hope Beyond Borders"

Gemeinsam mit YGlobal Uganda befähigt Horyzon südsudanesische Jugendliche im Kiryandongo Flüchtlingscamp dazu, sich für Frieden und Gerechtigkeit in Uganda und im Südsudan einzusetzen.

HINTERGRUND UND PROGRAMMUMFELD

Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Südsudan im Dezember 2013 und der darauffolgenden Gewaltausbrüchen in den Folgejahren mussten Hunderttausende Südsudanes*innen ihr Land verlassen. Im August 2019 lebten 842'000 Flüchtlinge aus dem Südsudan in Uganda. Kiryandongo ist das älteste Flüchtlingscamp und beherbergt etwa 67'000 südsudanesische Flüchtlinge. Die Lücken in den verfügbaren Dienstleistungen in Kiryandongo sind gross, da die meisten Entwicklungsorganisationen auf neuere Flüchtlingscamps ausgewichen sind, um dort auf jüngere humanitäre Krisen zu reagieren. Die hohe Zahl an Flüchtlingen hat die Kapazität der nationalen Strukturen für Flüchtlinge und Gastgemeinden überfordert, was zu regelmässigen Gewaltausbrüchen in den Camps führt.

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Abriegelungs- und Kontrollmassnahmen haben die sozialen Strukturen weiter zerrüttet und die ökonomische Situation für die Flüchtlinge und die Aufnahmegemeinschaften noch verschlimmert. Zudem hat die Zahl an Zwangsverheiratungen, Teenageschwangerschaften und Fällen häuslicher Gewalt seit Beginn der Pandemie stark zugenommen. Da die Pandemie zu einem starken Anstieg der psychischen Probleme bei den Jugendlichen geführt hat, besteht ein dringender Bedarf an psychosozialer Unterstützung  und Beratung für die Jugendlichen, damit sie sich von den traumatischen Auswirkungen der Pandemie erholen können. Nachdem die Schulen in Uganda während mehrerer Monate aufgrund der Pandemie geschlossen waren, ist es von dringender Wichtigkeit, Kinder und Jugendliche bei der Wiedereingliederung ins Schulsystem zu unterstützen.

In Kiryandongo machen Frauen und Kinder 85% der gesamten Flüchtlingsbevölkerung aus, während Kinder unter 18 Jahren 63% ausmachen. Obwohl die Einschulung in die Kindergärten und in die Grundschulen hoch ist, sind die Abbruchquoten ebenso hoch und nur 19 % der Flüchtlingskinder wechseln in die weiterführende Schule. Viele Kinder mussten viel zu früh ins Erwachsenenalter übertreten, um sich um ihre Geschwister und ältere Menschen zu kümmern. Die hohe Zahl der von Kindern geführten Haushalte zeigt ernsthafte Auswirkungen auf das Wohlergehen der Kinder, da sie Hunger und Mangelernährung, Schulabbruch und sexueller Ausbeutung (v.a. junge Mädchen) ausgesetzt sind. Diese Schwierigkeiten verringern daher auch die Möglichkeiten zur Heilung von konfliktbedingten Traumata.

ZIELGRUPPEN

Das Projekt zielt auf besonders marginalisierte Gebiete im Kiryandongo Flüchtlingscamp ab und wendet Vulnerabilitätskriterien wie Jugendliche ohne Schulabschluss, schlecht qualifizierte Arbeitskräfte, Arbeitslose und Jugendliche mit Beeinträchtigungen an. Die Zielgruppe besteht zu 70% aus südsudanesischen Flüchtlingen und zu 30% aus Menschen aus den ugandischen Aufnahmegemeinden. 80% der Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 16 und 30 Jahren. 60% der teilnehmenden Jugendlichen sind weiblich. 5% der Gesamtzielgruppe sind Jugendliche mit Beeinträchtigungen. Weitere Teilnehmende sind Erwachsene (hauptsächlich Frauen), die psychosoziale und existenzsichernde Unterstützung benötigen, sowie Kinder, die an einer Therapie teilnehmen, um die Einschulung und den Verbleib in Kindergärten und Grundschulen zu erhöhen. Um die Erbringung von Dienstleistungen zu verbessern, wird das Programm auch Schulungen für von der Regierung ernannte Führungskräfte auf Bezirksebene anbieten, z. B. in den Bereichen Geschlechtergleichheit und Menschenrechte.

Insgesamt werden 15 Jugendliche zu Friedensfördern ausgebildet, welche Friedenskampagnen in ihren Gemeinden durchführen. Durch die Kampagnen werden um die 600 Gemeindemitglieder erreicht. 300 Jugendliche erhalten psychosoziale Unterstützung zur Aufarbeitung von Trauma und zur Verbesserung der psychischen Gesundheit.

ZIELE

Das übergeordnete Ziel ist es, Jugendliche zu befähigen, sich an der Förderung von Frieden und Gerechtigkeit sowohl in ihrem Gastland (Uganda) als auch in ihrem Herkunftsland (Südsudan) zu beteiligen. Dies wird ermöglicht durch die Bereitstellung von psychosozialer Unterstützung und Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Zusätzlich werden die Jugendlichen zu Aktivisten für den Frieden ausgebildet und es werden politischen Plattformen für Jugendliche geschaffen. Dadurch wird das Programm auch eine breitere Bewegung von Jugendlichen erreichen, womit die Rolle und die Handlungsfähigkeit junger Frauen beim Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und Konfliktlösung gestärkt wird. Zusätzlich stärkt das Programm die Resilienz der Jugendlichen und unterstützt sie dabei, die negativen Auswirkungen der Covid-19 Pandemie zu überwinden.

Aktivitäten und Wirkung

Das Projekt basiert darauf, dass die Geflüchteten sowohl Überlebende als auch Täter*innen von Gewalt sind. Die Folgen von traumatischen Situationen in ihrem Heimatland Südsudan, auf der Flucht aber leider auch im von Gewalt geprägtem Zusammenleben in der Flüchtlingssiedlung beeinträchtigen oft ihr alltägliches Leben. Während viele Südsudanes*innen auf der Suche nach Frieden nach Uganda flohen, prägen die interethnischen Spannungen, die dem Konflikt zugrunde liegen, auch das Zusammenleben der Geflüchteten in Kiryandongo. Kinder und Jugendliche haben häufig Mühe, den Schulalltag zu bewältigen. Perspektivenlosigkeit in der Zukunft setzt vielen zusätzlich zu.

Wirkungen
  • Ermöglicht den Jugendlichen durch psychosoziale Unterstützung, u.a. in «Safe Space» Gruppen, ihre Traumata zu bearbeiten und Bewältigungsstrategien zu lernen damit sie individuelle und soziale Herausforderungen besser bewältigen können. Besonders gefährdete Jugendliche erhalten Unterstützung, um in der Schule zu bleiben, wodurch ihnen eine ge-wisse Perspektive für die Zukunft gegeben wird.
  • Ermittelt den Jugendlichen durch Ausbildungskurse Fähigkeiten, die Narrative über ethnische Unter-schiede und Racheakte kritisch zu hinterfragen. Sie lernen, wie sie Unstimmigkeiten / Streitereien in ihren Gemeinschaften durch Gespräche und andere friendensfördernde Strategien thematisieren können, um einen Beitrag zu einem friedlicheren und gerechteren Zusammenleben zu leisten.
  • Fördert Jugendliche, v.a. junge Frauen, darin, sich durch unterschiedliche Gremien für Geflüchtete am politischen Dialog zu beteiligen. Das verschafft ihren Anliegen Gehör, womit das Zusammenleben in der Flüchtlingssiedlung verbessert werden kann.

 

Jugendliche haben Bewältigungsstrategien

Aktivitäten
  • Betroffene von Gewalt erhalten psychosoziale Unterstützung und lernen Strategien, um ihre Traumata bewältigen zu können.
  • Geflüchtete und Einwohner aus der Umgebung werden zu Laien-Berater*innen ausgebildet, um psychosoziale Unterstützung leisten zu können.
  • Durch Teilnahme in «Safe Space» Gruppen erhalten Jugendliche einen sicheren Ort, um Tabuthemen wie Menstruation, Pubertät und Verhütung zu besprechen und erhalten Informationen über ihre Sexualität und reproduktive Gesundheit.
  • Jugendliche, welche die Schule abbrechen, werden dabei unterstützt, sich wieder in der Schule einzuschreiben und regelmässig zur Schule zu gehen.

Jugendliche Engagieren sich aktiv in ihren Gemeinschaften

Aktivitäten
  • Jugendliche nehmen an Ausbildungskursen teil und erlernen friedensfördernde Strategien. In «Friendens-Gruppen» werden Narrative zu ethnischen Unterschieden, Geschlechterungleichheit und Racheakte diskutiert und in Film, Theaterstücken oder Liedern aufbereiten.
  • Jugendliche lernen in «Advocacy-Trainings» wie sie in ihren Gemeinden Sensibilisierungskampagnen durchführen können, welche Themen wie Früh-  und Zwangsverheiratungen behandeln. Die Kampagnen sollen den Gemeindemitgliedern aufzeigen, wie diese Bräuche junge Frauen daran hindern, ihre Ausbildung abzuschliessen, was wiederum zu einer höheren Mutter- und Kind-Sterblichkeit und einer allgemeinen schlechteren Gesundheit der jungen Familie führt.
  • Jugendliche bringen sich in ihre Gemeinschaften ein durch das Durchführen einer Sensibilisierungskampagne, welches ein relevantes Thema aufnimmt und anspricht.

Jugendliche beteiligen sich politisch

Aktivitäten
  • Jugendliche können zu politischen Dialogen beitragen, indem sie Teil von politischen Gremien für Geflüchtete sind, von denen sie bis anhin ausgeschlossen waren.

Resultate 2021

Jugendliche haben Bewältigungsstrategien
  • 1’500 Personen erhielten psychosoziale Unterstützung.
  • Im Rahmen der «Let Girls Talk» Initiative und der entsprechenden «Let Boys Talk» Initiative erhielten 80 Mädchen und Jungen in Uganda Mentoring zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten und grundlegenden Lebenskompetenzen.
  • Ein Beratungszentrum wurde gebaut, wo u.a. psychosoziale Beratungen durchgeführt werden können.
  • Die Jugendlichen erhielten einen sicheren Ort, Tabuthemen wie Menstruation, Pubertät und Verhütung zu besprechen und aufgeklärt zu werden. Sie wissen somit besser über ihre Gesundheitsrechte Bescheid.
  • Jugendliche verfügen über bessere Bewältigungsmechanismen.
  • Durch den Bau des Beratungszentrums konnte die Qualität der psychosozialen Beratung verbessert werden, da es näher an den Begünstigten liegt und mehr Privatsphäre für die Beratungsgespräche bietet.
Jugendliche engagieren sich aktiv in ihren Gemeinschaften
  • 20 Jugendliche nahmen an einer Advocacy Schulung teil.
  • Bis zu 1’000 Zuhörer aus der Flüchtlingssiedlung und der nahen Umgebung wurden über die lokale Radio-Talkshow zum Thema Frühverheiratung und physischer, wie auch psychischer Kindesmissbrauch von YGlobal Experten informiert.
  • Jugendliche lancierten und leiteten eine Initiative für gutes Hygienemanagement, um die Ansteckung der Bevölkerung mit übertragbaren Krankheiten wie Cholera und Durchfall sowie Covid-19 vorzubeugen.
  • Jugendliche haben das nötige Wissen, wie sie ihre Interessen und Anliegen öffentlich und bei lokal-politischen Plattformen einbringen können.
  • Die Jugendlichen beteiligen sich aktiv daran, die Gemeindemitglieder für ihre Anliegen zu sensibilisieren und übernehmen aktive Rollen in der Gemeinschaft, welche dieser zugutekommen.
Jugendliche beteiligen sich politisch
  • Durch die Lobbyarbeit von Jugendlichen von YGlobal Uganda wurde ein Gesetz ratifiziert, wodurch Jugendliche nun in den Vorstand des Refugee Welfare Committee in Kiryandongo gewählt werden und somit ihre Anliegen auf politischer Ebene einbringen können.
  • Jugendliche, die 30% der Flüchtlingsbevölkerung in Kiryandongo ausmachen, sind direkt in die offiziellen Dialoge über politische Massnahmen ein-bezogen und können so ihre Anliegen platzieren, die sich auf ihr Leben und das friedliche Zusammenleben der Geflüchteten auswirken.

 

Programmstandort

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Auf einen Blick

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Fakten zum Programm

Bezeichnung: Gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit
Partnerorganisation: YGlobal Uganda
Standort: Kiryandongo Flüchtlingscamp, Uganda
Ziel: Junge südsudanesische Flüchtlinge werden soziopolitisch befähigt und beteiligen sich an der Friedensbildung und Entscheidungsfindung auf allen Ebenen.

Zielgruppe: 15 Jugendliche werden zu Friedensfördern ausgebildet und führen Friedenskampagnen in ihren Gemeinden durch. Durch die Kampagnen werden 600 Gemeindemitglieder erreicht.
300 Jugendliche erhalten psychosoziale Unterstützung zur Aufarbeitung von Trauma und zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. 50 Jugendliche finden Zuflucht in den geschützten Räumen des Projektes. 60% der direkt Begünstigten sind junge Frauen.
Mittelbedarf 2023: CHF 170'000
Dauer: 2021 - 2024
Verantwortlich: Amélie Gottier, amelie.gottier at horyzon.ch

Fakten über Uganda

Hauptstadt: Kampala
Einwohner: 41,58 Mio. (Schätzung 2020)
Human Development Index: 0.544 (Rang 170.)
Lebenserwartung: 63,4 Jahre (2019)
Medianalter: 16,7 Jahre (2021)
Jugendarbeitslosigkeit (15-24 Jahre): 2.7%

Quelle: Human Development Report