Horyzon-Jugendzentrum in Haiti bleibt geöffnet

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Seit Ende Februar eskaliert die Gewalt in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince erneut. Bewaffnete Banden kontrollieren einen Grossteil der Stadt, wie beispielsweise wichtige Verkehrsachsen und Teile des internationalen Flughafens. Zudem wurden Gefängnisse gestürmt und viele Häftlinge konnten entkommen. Als Folge bleiben die Geschäfte und Schulen geschlossen, tausende Personen fliehen in andere Regionen. Angesichts der Gewalteskalation hat die Regierung den Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Der Hauptgrund für die Aufstände ist in erster Linie die aktuelle politische Situation: Seit der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse im Jahr 2021 wird das Land von Premierminister Ariel Henry regiert, welcher nicht vom Volk gewählt wurde. Dieser versprach kürzlich, bis spätestens August 2025 Wahlen zu organisieren. Die zwei grössten Banden Haitis haben sich zusammengeschlossen und fordern den Rücktritt des Premierministers – dabei schrecken sie auch vor Übergriffe auf die Zivilbevölkerung nicht zurück und setzen physische, psychische und sexuelle Gewalt als Machtinstrument ein.

Das Horyzon-Jugendzentrum für Mädchen und junge Frauen befindet sich zwar etwas ausserhalb der Hauptstadt in einem Vorort namens Pétion-Ville, ist aufgrund der Stadtnähe jedoch genauso betroffen von den aktuellen Geschehnissen. Das Zentrum musste kurzzeitig für wenige Tage schliessen, weil es für Mitarbeitende und Projektteilnehmerinnen zu gefährlich war, dorthin zu gelangen. Das Team analysiert die Sicherheitslage täglich und entscheidet kurzfristig über die Öffnungszeiten des Jugendzentrums. So war es nun möglich, das Zentrum wieder zu öffnen und viele Aktivitäten trotz des herrschenden Ausnahmezustandes fortzusetzen. Die Mitarbeitenden setzen alles daran, den Teilnehmerinnen gerade in solch schwierigen Zeiten sichere Räume zu ermöglichen. Denn da die Schulen aktuell geschlossen bleiben, sind Mädchen und junge Frauen am stärksten gefährdet, Opfer von Gewalt- und Sexualverbrechen zu werden. Im Jugendzentrum erhalten sie psychischen und physischen Schutz, warme Mahlzeiten, sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung sowie psychosoziale Unterstützung. Zudem konnte das Zentrum den Teilnehmerinnen unmittelbar nach der Gewalteskalation Lebensmittel mit nach Hause geben, um sie und ihre Familien für die Tage während des Ausnahmezustands zu versorgen. 

Trotz der aktuellen Situation und all den Herausforderungen sind die lokalen Projektverantwortlichen sehr motiviert und engagieren sich so gut wie nur möglich: «Wir bleiben weiterhin solidarisch und verlieren die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht, in der Frieden und ein gerechtes Haiti herrscht.» Horyzon steht den Mitarbeitenden und Teilnehmerinnen bei und ist stets in engem Kontakt mit den Verantwortlichen vor Ort.

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