Kolumbiens Weg zum Frieden: Eine Zwischenbilanz

Der Friedensvertrag und die Entwaffnung der FARC

Etwas über ein Jahr ist es nun her, seit der Friedensvertrag zwischen Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und Farc-Chef Rodrigo "Timochenko" Londoño in Kraft getreten ist.

Die Entwaffnung der FARC-Rebellen, ein Teil des Friedenabkommens, wurde im Sommer abgeschlossen (wir berichteten: "FARC-Rebellen haben alle Waffen abgegeben").

Tiefere Mordraten und mehr Tourismus

Die Entwaffnung der rund 7000 ehemaligen Rebellen bildet grundsätzlich eine solide Voraussetzung für mehr Frieden im Land. So gilt bzw. galt die FARC als eine der grössten terroristischen Organisation Kolumbiens. Gemäss NZZ hat Kolumbien nun die tiefste Mordrate seit den siebziger Jahren erreicht.
Der Tourismus verzeichnet neue Rekordwerte bezüglich Hotelauslastung und zieht damit auch neue Investoren an Land.
Direkte Berichte aus dem Horyzonprogramm relativieren diese Zahlen. Die Gewalt hätte viel mehr zugenommen in den neu umkämpften Gebieten und auch in den Armenquartieren der Städte. Vor allem Menschenrechtsvertreter würden immer öfter bedroht und getötet.

Aufwind für neue Rebellengruppen und für Kokainhandel

Die Fortschritte für ein friedliches Land sind noch verhalten. Das Friedensabkommen war keinesfalls eine einstimmige Angelegenheit. Nebst der Tatsache, dass das Volk für Ihre Zustimmung beim finalen Friedensvertrag nicht mehr gefragt wurde, haben sich rund 1000 ehemalige FARC-Mitglieder gegen das Abkommen entschieden. Viele davon dürften sich kleineren Rebellengruppen angeschlossen haben.
Ein Grund dafür dürfte in den Übergangslagern zu finden sein. Sie sind abgelegen und erschweren damit die (Wieder)integration der ehemaligen Rebellen wie aber auch die von der Regierung versprochene, aber noch fehlende Infrastruktur.
Ein anderer Grund dürfte das Kokaingeschäft sein. In Regionen wo die FARC über den Handel regiert hat, entstehen nun neue umkämpfte Einkommensgebiete für die kleineren Rebellengruppen.

Der Staat ist jetzt gefragt die Wurzeln der Gewalt in ihrem Land anzupacken. Die Kokaplantagen müssen einerseits zerstört werden um das organisierte Verbrechen effektiv zu bekämpfen. Andererseits muss den Bauern eine neue Zukunft ermöglicht werden. Freiwillig werden sie ihre Plantagen nicht zerstören, da sie oft keine Alternativen haben.
Gut befahrene und sichere Verkehrswege müssen für den Staat Priorität haben, um den Umstieg auf legale Produkte zu ermöglichen.

Es ist noch ein langer Weg zum Frieden für Kolumbien. Der erste Schritt ist aber getan.

Quellen:

  • http://www.rp-online.de/politik/kolumbien-zwischen-euphorie-und-rueckschlag-aid-1.7223256

  • https://www.zdf.de/nachrichten/heute/integration-ehemaliger-farc-rebellen-nur-schleppend-100.html

  • https://www.nzz.ch/meinung/der-staat-ist-gefordert-ld.1332048

  • https://www.nzz.ch/international/im-kolumbianischen-niemandsland-ld.1329174

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